Sojus

Sojus
So|jus 〈m.; -; unz.〉 sowjet. Weltraumfahrzeug, früher als bemannte Weltraumstation genutzt, heute nur noch als Personen- u. Materialtransporter für Weltraumstationen vom Typ Saljut verwendet [russ., „Union“]

* * *

Sojụs
 
[russisch sojuz »Bündnis«], Raumfahrzeug der UdSSR beziehungsweise ab 1992 der GUS für bemannte Flüge in Erdumlaufbahnen. Sojus besteht aus den drei Hauptbaukomponenten Geräte- und Triebwerkssektion, Kommando- und Rückkehrkabine sowie Orbitalsektion. Beim Einflug in die Atmosphäre trennen sie sich voneinander und verglühen bis auf die Rückkehrkabine, deren weiche Landung ein sich in 7,5 km Höhe entfaltender Fallschirm ermöglicht. Sojus wurde ab 1962 unter der Leitung von S. P. Koroljow und dessen Nachfolger Wassilij Pawlowitsch Mischin (* 1917, ✝ 2001) entwickelt und sollte ursprünglich - zeitgleich mit dem US-Apollo-Programm - sowjetische Kosmonauten in Mondumlaufbahnen und zurück zur Erde bringen.
 
Erste Testflüge 1966-68 waren technische Fehlschläge einschließlich der Sojus-1-Landekapsel, mit der der Kosmonaut W. M. Komarow tödlich verunglückte. 1968-70 flogen unbemannte Sojus als Sond 5-8 (ohne Orbitalsektion) hinter dem Mond vorbei zurück zur Erde. Fehlstarts des für bemannte Mondflüge vorgesehenen sowjetischen Trägerraketentyps N-1 und die erfolgreichen Erstleistungen des Apollo-Programms veranlassten die Sowjetführung, das Mondprogramm aufzugeben.
 
Stattdessen wurde der Einsatz bemannter Raumstationen vorangetrieben; dazu wurden 1968-70 mit Sojus 2-9 vorbereitende Versuche unternommen. Ab 1971 diente Sojus weitgehend dem Transport von Besatzungen zu den Stationen Saljut 1, 3-6 und zum Rückflug auf die Erde. Nach dem Tod der Kosmonauten Georgij Dobrowolskij (* 1928), Wladislaw Nikolajewitsch Wolkow (* 1935) und Wiktor Iwanowitsch Pazajew (* 1933) in der Sojus-11-Landekapsel (Mitte 1971) mussten technische Änderungen vorgenommen werden, weshalb sich die Besatzungsstärke für mehrere Jahre auf zwei Mann verringerte. Zudem waren nach misslungenen Andockversuchen Änderungen an Sojus-Bordsystemen nötig.
 
Die verbesserte Version Sojus T von 1980-86 war wieder für drei Raumfahrer geeignet und diente als Zubringer der Station Saljut 7. Die weiter perfektionierte Sojus TM brachte ab 1987 Besatzungen zu der über elf Jahre ständig bemannten Station Mir und zurück auf die Erde, wobei aufgrund der begrenzten Funktionsdauer (6 Monate) von Sojus TM das »alte« Raumschiff ständig durch ein neues ersetzt wurde. Die Sojus-Missionen ab 1978 ermöglichten den Mitflug je eines ausländischen Raumfahrers: insgesamt über 20 aus mehr als 17 Staaten, z. B. aus der DDR, Vietnam, Kuba, Frankreich, Indien, Japan, Großbritannien, Österreich, der Bundesrepublik Deutschland und Afghanistan. Modifikationen von Sojus sind zahlreiche militärische Satelliten des Typs Kosmos und die Fracht-Raumfahrzeuge Progress und Progress M. Als Trägerrakete für Sojus und modifizierte Sojus dient die dreistufige »Sojus«.
 
 
R. Hofstätter: Sowjet-Raumfahrt (Basel 1989).

Universal-Lexikon. 2012.

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